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Kommunikationssünden, Killerphrasen und Zündstoff in Teams. Welche positiven Lösungswege gibt es?

# Brigitte Thoma #

 

 

Wir können nicht nicht kommunizieren. Aber wir können jede Menge Fehler machen, sogenannte "Kommunikations-Sünden“, die Ärger verursachen, Lösungen verhindern,

schnell zu Konflikten führen und in Unternehmen Kosten verursachen durch kleine brodelnde „Schwelbrände“ ...

 

Solche kleinen Sünden sind wenig wertschätzend und bleiben lange in den Köpfen (und Herzen) der Menschen hängen. Sätze wie z. Bsp.: „So ist das falsch, das macht man so!“,

„Du bist ein totaler Träumer und kennst die Realität nicht!“, „Sie sind nie da, wenn ich Sie brauche.“ - sind Alltagssünden der Kommunikation, die vermieden werden können. Der Psychologe Marshall Rosenberg nennt dies „Wolfssprache“. Sie führt dazu, dass sich der andere schlecht fühlt, sich nicht wahr- und ernst genommen fühlt, sich wehrt, ausweicht

oder gar blockiert. Und nebenbei jede Menge Zündstoff für Aggressionen enthält.

 

 

Die häufigsten Fehler und NO-GO´s der Kommunikation:

 

- Du-Botschaften und persönliche Angriffe, Vorwürfe:

„Du bist unordentlich …“, „Du bist faul …“

 

- Verallgemeinerungen: Immer, ständig, dauernd, jedesmal …

 

- Vergangene Ereignisse aufwärmen: „Du hast damals schon …"

 

- Abwertungen: "Pünktlichkeit ist anscheinend nicht Ihre Stärke“, "Sie sind als

Mitarbeiterin nicht wirklich tragbar“, „Man merkt, dass es Ihnen an Erfahrung mangelt“

 

- Abwertungen nonverbal: Gesten (Nachäffen), Mimik (Augen verdrehen, Gesicht verziehen, Stirn runzeln), Stimme (scharfer Ton), Körperhaltung (sich abwenden),

 

- Unterbrechungen: Andere nicht aussprechen lassen, ins Wort fallen

 

- Kommunikations-Sperren / Killer-Phrasen: Befehlen, belehren (Du musst ..),

Ratschläge erteilen (An Deiner Stelle würde ich …), beschimpfen (Du weißt alles besser …) analysieren (Dein Problem ist ..), mahnen, drohen (Wenn Du nicht ...), interpretieren, predigen, moralisieren, urteilen etc.

 

Solche Kommunikationsangriffe beinhalten soziale Dominanz und meist die Absicht den Kommunikationspartner zu verändern, anstatt ihn zu verstehen und zu akzeptieren.

So entstehen noch mehr Probleme, denn sie lösen Widerstand, Provokation, Ärger, Auflehnung uvm. aus.

 

 

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Lösungswege, GO`s & Reflektion für ein gutes Miteinander:

 

- Ich-Botschaften mit einer Selbstoffenbarung (ohne Vorwurf und Schuldzuweisung) senden: „Ich habe bemerkt, mir ist aufgefallen ….“,

„ Das hat bei mir … ausgelöst …“

 

- Konstruktive Strategie: Zurück auf die Sachebene.

 

- Konkrete Ereignisse ansprechen statt Verallgemeinerung

 

- Klartext: Präzise Wortwahl (kein "eigentlich", "man" etc.), Konjunktive vermeiden und unmissverständliche Botschaften formulieren

 

- Wertschätzende Kommunikation: Personenzentrierte Kommunikation

(Carl Rogers), Aggressionsfreie Kommunikation (T. Gordon)

 

- Gewaltfreie Kommunikation: Marshall B. Rosenberg

 

- Blickwinkel wechseln: Unterschiedliche Ansichten als Chance und Bereicherung betrachten

 

- Die eigene Grundhaltung der Kommunikation überprüfen

(nach C. Rogers): einfühlendes Verstehen (Empathie), Echtheit (Kongruenz, Authentizität), bedingungslose (emotional-) positive Wertschätzung, aufmerksames aktives Zuhören und paraphrasieren (wiederholen, zusammenfassen, nachfragen)

 

- Die eigene Lebens-Anschauung reflektieren: "Menschen sind grundsätzlich in Ordnung“. "Ich bin ok, Du bist ok und wir handeln und kommunizieren im Erwachsenen-Ich-Modus".

(E. Berne, Transaktionsanalyse)

 

- Mensch und Problem trennen: Ansatz und Empfehlung aus dem

klassischen Harvard Verhandlungskonzept für zielorientierte, gemeinsame Handlungsstrategien

 

- Win-win Situation finden, die für alle akzeptabel ist

 

- Kommunikationssperren beseitigen: Die blockierende Wirkung hemmt die

Mitteilungsbereitschaft und Lösungsorientierung

 

 

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Für ein gutes kommunikatives Miteinander in Unternehmen:

 

- Vermeiden Sie alle Abwertungen in Meetings, Besprechungen etc.

 

- Wertschätzung: Bringen Sie Mitarbeitenden und Kollegen grundsätzliche ehrliche Wertschätzung zur Person entgegen, unabhängig von Verhalten oder Leistung. Ehrliche Wertschätzung ist ein Wachstumsbeschleuniger, aktiviert das Belohnungssystem im Gehirn, schafft Vertrauen und fördert Bindungen in Unternehmen.

 

- Bewusstsein: Die Art und Weise, wie mit Mitarbeitenden kommuniziert wird,

ist zentral für alle Beziehungen im Unternehmen.

 

- Reflektion: Seien sich Ihrer inneren Muster und Prozessen bewusst und

kommunizieren Sie aus diesem Hintergrund so authentisch und offen wie möglich.

 

- Konstruktive Kommunikation mit Empathie: Klare, präzise Worte auf der Grundlage menschlicher Wertschätzung. Mehr positive als negative Botschaften senden, Wertschätzung kontinuierlich ausdrücken. Möglichkeiten für positives Feedback schaffen.

 

 

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Fazit:

Negative und abwertende Aussagen betonen Schwächen und Defizite ohne Belege und Grundlagen, die zu Verteidigung, Rückzug und Stillstand führen.

 

Ein menschlicher Umgang hingegen, der „energizing“ wirkt, charakterisiert Momente und Kommunikation, bei denen sich Menschen inspiriert, motiviert und aufgeladen fühlen. Der Fokus richtet sich auf Lösungen, die positive Beziehung aufbauen, erhalten und funktionieren lassen. Bausteine positiver Beziehungen zeigen sich im Verhalten:

 

Gesprächspartner gleichen sich in Bewegung, Gestik und Mimik an und sind im Gleichklang. Sie schwingen auf einer gemeinsamen Wellenlänge. Voraussetzung hierfür ist Sicherheit und Verbindung.

 

 Kommunikation ist EINE Handlung, die in ZWEI Gehirnen stattfindet, die im

Gleichklang sind. Der Neurowissenschaftler Prof. Daniel Siegel bezeichnet dies als „Feeling Felt“: „Sich wahrgenommen fühlen“.

 

Eine wertschätzende, gelingende Kommunikation kann in Trainings erlernt werden und in Team- und Individualcoachings nachhaltig optimiert und gesteigert werden. Dies öffnet die Türen für ein positives, konstruktives Miteinander und fördert so eine positive Arbeitskultur.

 

 

Quellen:

Carl Ransom Rogers (1981) Der neue Mensch, Klett Verlag, Stuttgart

Carl Rogers (2009) ‪Eine Theorie der Psychotherapie‪, der Persönlichkeit und der zwischenmenschlichen Beziehungen, Ernst Reinhardt Verlag, München

Thomas A. Harris, Irmela Brender (1976) Ich bin o.k. - Du bist o.k.: Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können - Eine Einführung in die Transaktionsanalyse, Rowohlt Taschenbuch Verlag Hamburg

Floyd L. Ruch, Philip G. Zimbardo (1974) Lehrbuch der Psychologie. Eine Einführung für Studenten der Psychologie, Medizin und Pädagogik, Springer Verlag Hamburg

Paul Watzlawick, Janet H. Beavin, Don D. Jackson (2011) Menschliche Kommunikation, Verlag Hans Huber, Bern

Cameron (2013) Positive Leadership / Berrett-Koehler Publishers, San Franzisco

Daniela Blickhan (2015) Positive Psychologie, Jungfermann Verlag Paderborn

Daniel J. Siegel (2010) Mindsight - Die neue Wissenschaft der persönlichen Transformation / Goldmann Verlag, München